Wiederentdeckte Gastfreundschaft

Dieses Wochenende hatte ich mal wieder Übernachtungsgäste. Wie so häufig in letzter Zeit. Dieses Mal war es ein reizendes Pärchen auf dem Weg nach Brünn, wo sie dann zusammenziehen werden. Sie ist aus Portugal und er aus Tschechien, während des Studiums haben sie sich kennen gelernt und jetzt wagen sie den Schritt ins gemeinsame Leben.

Auf mich aufmerksam geworden sind sie über eine Website namens bewelcome.org welche Gastfreundschaft und Kutluraustausch weltweit zum Ziel hat. Ich bin darin als Gastgeberin angegeben, ich nutze die Verbindung regelmäßig aber auch als Gast. Einerseits sind Hotelpreise unerschwinglich geworden und Jugendherbergen nicht überall vorhanden und andererseits ist es auch ein ganz uriges Gefühl privat unterzukommen. Der ganze Service ist kostenlos und basiert nur auf Freiwilligenbasis.

Für mich persönlich ist es eine tolle Möglichkeit wunderbare Menschen kennen zu lernen, die auf der Durchreise eine Unterkunft und Kontakt suchen. Im Regelfall ergeben sich großartige Gespräche, gemeinsames Kochen und Essen, Spaziergänge und Yoga/Meditationen kommen auch nicht zu kurz bei uns. “Fremde sind Freunde, die wir noch nicht kennen gelernt haben.” Nach diesem Motto des Dalai Lama versuche ich die alte Tradition der Herbergsuche für Reisende in meiner Heimat wiederzubeleben. Angefangen hat es vor fast zwanzig Jahren in meiner kleinen Einzimmerwohnung in Wien, wo ich über Couchsurfing gestolpert bin und zum ersten Mal eine junge Studentin bei mir aufgenommen hatte, deren Zimmer noch nicht bezugsfertig war. Zwei Tage haben wir auf engen Raum gelebt und sie erstmalig Wien erlebt. Relativ schnell hat sich Couchsurfing allerdings zu Trinkgelagen und einer Kontaktbörse entwickelt, bei der ich dann das eigentlich Ziel der Gastfreundschaft nicht mehr erkennen konnte. Ein paar andere Projekte sind daraufhin aus dem Boden gestampft worden und bewelcome.org hat mich wieder inspiriert, Teil einer Gemeinschaft zu werden. Seitdem mein Partner und ich nun wieder seßhaft geworden sind, haben wir regelmäßig Gäste aus allen Teilen Europas, die auf Durchzug sind. Mal mit dem Rad, öffentlichen Transportmitteln, Auto oder auch AutostopperInnen. Durchwegs positive Erfahrungen bereichern unser Leben seitdem, wenn Fremde durch unsere Tür gehen und uns als Freunde wieder verlassen.


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